top of page

Extraktionsmethoden für Cannabis

Autorenbild: VincentVincent

Eine detaillierte und technische Übersicht über die gängigen Cannabis-Extraktionsmethoden.


Destillation
Destillation

Lösungsmittelbasierte Extraktion


Butan-Hash-Öl (BHO) Extraktion

  • Prinzip:Hierbei wird Butan als hydrophobes, leichtflüchtiges Lösungsmittel genutzt, um Cannabinoide, Terpene und andere lipophile Bestandteile aus dem Pflanzenmaterial zu lösen. Nach dem Kontakt werden Rückstände durch Destillation bzw. ein sorgfältiges „Purging“ entfernt.

  • Charakteristika:

    • Vorteile: Hohe Ausbeute und ein breites Terpenspektrum; Resultat ist häufig ein „Full-Spectrum“-Extrakt.

    • Nachteile: Das Verfahren birgt erhebliche Explosions- und Brandgefahren, wenn es in schlecht belüfteten oder nicht fachgerechten Umgebungen durchgeführt wird. Außerdem können bei unzureichender Reinigung Lösungsmittelrückstände im Endprodukt verbleiben.


Ethanol-Extraktion

  • Prinzip:Ethanol, ein polares Lösungsmittel, wird verwendet, um die aktiven Substanzen aus dem Pflanzenmaterial zu extrahieren. Die Methode kann als „Cold Extraction“ erfolgen, wobei niedrige Temperaturen verwendet werden, um das Mitextrahieren von Chlorophyll zu minimieren.

  • Charakteristika:

    • Vorteile: Ethanol ist relativ sicher im Umgang, kostengünstig und in vielen Industrien standardisiert. Zudem werden beim Einsatz von kalten Temperaturen unerwünschte Pflanzenfarbstoffe weitgehend reduziert.

    • Nachteile: Aufgrund der Polarität können auch andere wasserlösliche Verbindungen wie Chlorophyll extrahiert werden, was den Geschmack und die Farbe des Endprodukts beeinflussen kann. Eine zusätzliche Reinigungsschritt (z. B. Winterisation) ist häufig notwendig.

Superkritische CO₂-Extraktion

  • Prinzip:Unter Anwendung von Druck und Temperatur wird CO₂ in seinen superkritischen Zustand versetzt – ein Zustand, in dem es sowohl flüssigkeits- als auch gasähnliche Eigenschaften besitzt. Dieses Medium ermöglicht eine selektive Extraktion der gewünschten Verbindungen.

  • Charakteristika:

    • Vorteile: Sehr präzise Steuerung der Extraktionsparameter (Druck, Temperatur) erlaubt die gezielte Trennung von Cannabinoiden, Terpenen und anderen Bestandteilen. Es bleiben nahezu keine Lösungsmittelrückstände zurück, was zu einem besonders reinen Extrakt führt.

    • Nachteile: Die dafür notwendige Ausrüstung ist technisch aufwändig und kostenintensiv, weshalb diese Methode hauptsächlich in industriellen oder hochprofessionellen Umgebungen Anwendung findet.


Hydrocarbon-Extraktion (z. B. Propan)

  • Prinzip:Ähnlich wie bei der Butan-Extraktion wird ein Kohlenwasserstoff – in diesem Fall oft Propan – als Lösungsmittel eingesetzt. Auch hier wird nach der Extraktion eine sorgfältige Entfernung des Lösungsmittels notwendig.

  • Charakteristika:

    • Vorteile: Kann hohe Ausbeuten und ein breites Terpenprofil erzielen.

    • Nachteile: Sicherheitsrisiken ähnlich wie bei Butan; präzise Prozesssteuerung und sichere Umgebung sind unabdingbar.




 

Lösungsmittelfreie Extraktionsmethoden

Rosin-Press-Extraktion

  • Prinzip:Bei dieser Methode wird ausschließlich durch mechanische Einwirkung – also durch Hitze und Druck – das Harz aus dem Pflanzenmaterial herausgepresst. Es erfolgt keine Verwendung von chemischen Lösungsmitteln.

  • Charakteristika:

    • Vorteile: Kein Einsatz von Lösungsmitteln, was sowohl den Sicherheitsaspekt als auch die Reinheit des Endprodukts positiv beeinflusst. Zudem ist die Methode relativ einfach und kann in kleinem Maßstab (z. B. im Hobbybereich) durchgeführt werden.

    • Nachteile: Die Ausbeute und Qualität können stark von der Ausgangsqualität des Pflanzenmaterials und der eingesetzten Technik abhängen; oftmals ist das Endprodukt weniger homogen.


Wasserbasierte Extraktion (Bubble Hash, Ice Water Extraction)

  • Prinzip:Durch den Einsatz von Eiswasser wird das Pflanzenmaterial abgekühlt, wodurch die Trichome – die harzreichen Drüsen – vom Pflanzenmaterial gelöst werden. Mechanische Reibung (zum Beispiel durch sanftes Rühren) unterstützt die Ablösung der Trichome, die anschließend durch Siebe (Mikro-Mesh-Bags) vom restlichen Pflanzenmaterial getrennt werden.

  • Charakteristika:

    • Vorteile: Komplett lösungsmittelfrei, wodurch Rückstände von chemischen Substanzen vermieden werden. Die Methode eignet sich gut zur Herstellung eines reinen Trichomkonzentrats („Bubble Hash“).

    • Nachteile: Der Prozess ist arbeitsintensiv und die Ausbeute kann geringer ausfallen als bei lösungsmittelbasierten Verfahren. Zudem ist die Qualität stark abhängig von der Sorgfalt während der Trennung und dem verwendeten Equipment.




 

Weitere und alternative Methoden – Erweiterte Darstellung


Neben der bereits beschriebenen Olivenöl Extraktion und den nachgelagerten Reinigungsverfahren (Kurzdistillation, chromatographische Trennungen) existieren noch weitere alternative Extraktionsverfahren, die unterschiedliche physikalische und chemische Prinzipien nutzen.


A. Ultraschall-unterstützte Extraktion

Prinzip:Ultraschallwellen erzeugen Kavitation (Bildung und Implosion von Bläschen) in einem Lösungsmittel, was die Zellwände des Pflanzenmaterials mechanisch aufbricht und so die Freisetzung von Cannabinoiden und Terpenen begünstigt.

Genauer Ablauf:

  1. Vorbereitung:

    • Zerkleinere das Cannabis-Material (Blüten, Trim) in kleine Stücke, um die Oberfläche zu vergrößern.

    • Wähle ein geeignetes Lösungsmittel (häufig wird Ethanol verwendet, da es sowohl effektiv als auch relativ sicher im Umgang ist).

  2. Mischung:

    • Gib das zerkleinerte Pflanzenmaterial in einen hitzebeständigen Behälter und füge das Lösungsmittel im gewünschten Verhältnis hinzu.

  3. Ultraschallbehandlung:

    • Stelle den Behälter in ein Ultraschallbad (typischerweise 40 kHz).

    • Lasse die Ultraschallwellen für ca. 15 bis 30 Minuten auf das Gemisch einwirken. Dabei öffnen sich die Zellstrukturen und die aktiven Inhaltsstoffe lösen sich in das Lösungsmittel.

  4. Filtration:

    • Entferne das Pflanzenmaterial durch Filtration (z. B. mit einem feinen Filterpapier oder Sieb).

  5. Lösungsmittelrückgewinnung:

    • Entferne das Lösungsmittel mithilfe eines Rotationsverdampfers oder unter Vakuum, um das reine Extrakt zu isolieren.

Hinweis: Die genaue Dauer und Intensität der Ultraschallbehandlung können je nach Material und Gerät variieren. Eine zu lange Einwirkzeit kann zu unerwünschtem Abbau von Terpenen führen.


B. Mikrowellen-unterstützte Extraktion

Prinzip:Die Mikrowellentechnologie ermöglicht eine schnelle, gezielte Erwärmung, wobei Wassermoleküle in den Zellen erhitzt werden und dadurch Zellstrukturen aufbrechen. Dies fördert den Transfer der Wirkstoffe in das Lösungsmittel.

Genauer Ablauf:

  1. Vorbereitung:

    • Zerkleinere das Cannabis-Material in gleichmäßige Partikel.

    • Mische das Material in einem hitzebeständigen Behälter mit einem geeigneten Lösungsmittel (Ethanol ist auch hier eine gängige Wahl).

  2. Mikrowellenbehandlung:

    • Stelle den Behälter in ein speziell ausgelegtes Mikrowellenreaktor-System oder ein modifiziertes Mikrowellengerät.

    • Erhitze das Gemisch in kurzen Intervallen (z. B. 30 Sekunden bis maximal 2 Minuten) und kontrolliere kontinuierlich die Temperatur, um ein Überhitzen oder ungleichmäßige Wärmeverteilung zu vermeiden.

    • Wiederhole die Intervalle, bis das Material ausreichend erhitzt und die Wirkstoffe extrahiert wurden (insgesamt meist 2–5 Minuten Gesamtzeit, abhängig von der Materialmenge).

  3. Abkühlen und Filtrieren:

    • Lasse das Gemisch abkühlen.

    • Filtriere das Lösungsmittel von den Pflanzenrückständen.

  4. Lösungsmittelentfernung:

    • Entferne das Lösungsmittel (z. B. durch Rotationsverdampfung) und erhalte so das konzentrierte Extrakt.

Hinweis: Da Mikrowellen eine sehr punktuelle Erhitzung bewirken können, ist eine präzise Überwachung der Temperatur unerlässlich, um die Qualität der extrahierten Substanzen zu erhalten.


C. Trockeneis-Extraktion (Dry Ice Extraction)

Prinzip:Trockeneis (festes CO₂) wird verwendet, um das Cannabis-Material stark abzukühlen und dadurch die Trichome (harzreiche Drüsen) brüchig zu machen. Durch mechanisches Rütteln lösen sich diese Trichome und können dann über ein Siebsystem gesammelt werden.

Genauer Ablauf:

  1. Vorbereitung:

    • Zerkleinere das Cannabis-Material grob, sodass die Trichome leichter ablösbar sind.

    • Besorge ausreichend Trockeneis und ein geeignetes Siebsystem (zum Beispiel Bubble Bags mit unterschiedlichen Maschenweiten).

  2. Vermischung:

    • Gib das Cannabis-Material zusammen mit dem Trockeneis in einen robusten, verschließbaren Behälter.

    • Achte darauf, dass das Trockeneis in ausreichender Menge vorhanden ist, um das Material tief zu kühlen.

  3. Rütteln:

    • Schüttele den Behälter kräftig für etwa 5–10 Minuten. Dies unterstützt die Ablösung der brüchigen Trichome von den Pflanzenresten.

  4. Trennung:

    • Gieße den Inhalt des Behälters in das vorbereitete Siebsystem, das über einen Sammelbehälter platziert ist.

    • Lasse die losgelösten Trichome durch die Siebe in den Sammelbehälter fallen.

  5. Nachbearbeitung:

    • Das gesammelte Konzentrat (Bubble Hash) kann je nach Bedarf weiter verfeinert werden (z. B. durch Trocknung oder zusätzliche Filtration).

Hinweis: Trockeneis sollte stets mit geeigneter Schutzausrüstung (Handschuhe, Schutzbrille) gehandhabt werden, da es Erfrierungen verursachen kann. Zudem muss für ausreichende Belüftung gesorgt sein, da sublimierendes CO₂ in geschlossenen Räumen gefährlich werden kann.


D. Ausführliche Olivenöl-Extraktion + Erweiterte Details

Prinzip:Olivenöl dient als Trägerstoff, in dem die aktiven Substanzen des Cannabis extrahiert werden. Die niedrigen Temperaturen und das ölbasierte Medium minimieren den Abbau empfindlicher Terpene.

Genauer Ablauf:

  1. Decarboxylierung:

    • Heize das Cannabis-Material im Ofen bei ca. 105 °C für 30–45 Minuten, um die inaktiven Vorstufen (wie THCA) in ihre psychoaktive Form (THC) umzuwandeln.

  2. Zerkleinerung:

    • Zerkleinere das decarboxylierte Material in grobe Stücke, um die Oberfläche zu vergrößern.

  3. Mischung und Erhitzung:

    • Gib das zerkleinerte Material in einen hitzebeständigen Topf oder Slow Cooker und füge hochwertiges Olivenöl hinzu. Typische Mischungsverhältnisse liegen zwischen 1:1 und 1:3 (Gewicht/Volumen).

    • Erhitze das Gemisch bei niedriger Temperatur (60–90 °C) für einen Zeitraum von 2 bis 8 Stunden. Es ist wichtig, dass das Öl niemals kocht, sondern nur sanft erhitzt wird, um die Wirkstoffe zu extrahieren.

  4. Regelmäßiges Rühren:

    • Rühre das Gemisch regelmäßig um, um eine gleichmäßige Extraktion zu gewährleisten und ein Anbrennen zu vermeiden.

  5. Filtration:

    • Nach der Extraktion wird das Gemisch durch ein feines Sieb oder Mulltuch gefiltert, um Pflanzenreste zu entfernen.

  6. Lagerung:

    • Fülle das gefilterte Öl in einen luftdichten Behälter und lagere es idealerweise im Kühlschrank, um die Stabilität der Cannabinoide und Terpene zu erhalten.

Hinweis: Die Qualität des Endprodukts hängt maßgeblich von der Ausgangsqualität des Cannabis sowie der präzisen Kontrolle der Temperatur und Rührintervalle ab.


E. Nachgelagerte Reinigungs- und Veredelungsverfahren

Neben der direkten Extraktion sind folgende Verfahren essenziell, um das rohe Extrakt weiter zu reinigen und zu veredeln:

Kurzdistillation (Short Path Distillation)

Prinzip:Unter Vakuum werden bei kontrolliert erhöhter Temperatur verschiedene Fraktionen des rohen Extrakts (z. B. Terpene, Cannabinoide) voneinander getrennt.

Genauer Ablauf:

  1. Vorbereitung:

    • Gib das rohe Extrakt in einen Destillationskolben einer Short-Path-Destillationsapparatur.

  2. Vakuum und Erhitzung:

    • Erzeuge ein starkes Vakuum und erhitze den Kolben langsam. Die niedrigen Drücke senken die Siedepunkte der Bestandteile.

  3. Fraktionierung:

    • Sammle die unterschiedlichen Fraktionen (z. B. erste Fraktion mit niedrig siedenden Terpenen, danach die schwerer siedenden Cannabinoide) getrennt ab.

  4. Weiterverarbeitung:

    • Die gesammelten Fraktionen können bei Bedarf nochmals verfeinert oder für spezielle Anwendungen kombiniert werden.

Hinweis: Präzise Kontrolle von Temperatur und Druck ist hier essenziell – das Verfahren erfordert Erfahrung und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen.

Chromatographische Trennungen

Prinzip:Mit Hilfe von Chromatographiesäulen und spezifischen Laufmitteln werden die Bestandteile des Extrakts auf Basis ihrer chemischen Eigenschaften (z. B. Polarität) getrennt.

Genauer Ablauf:

  1. Auflösung:

    • Löse das rohe Extrakt in einem geeigneten Lösungsmittel.

  2. Injektion:

    • Injiziere die Lösung in eine Chromatographiesäule, die mit einem festen stationären Medium gefüllt ist.

  3. Elution:

    • Leite ein Laufmittel (oder ein Gradientensystem) durch die Säule, sodass sich die verschiedenen Komponenten aufgrund unterschiedlicher Wechselwirkungen mit dem Medium zeitlich trennen.

  4. Fraktionensammlung:

    • Sammle die getrennten Fraktionen in separaten Behältern.

  5. Analyse:

    • Überprüfe die Reinheit der Fraktionen (z. B. mittels Dünnschichtchromatographie (TLC) oder HPLC) und kombiniere sie gegebenenfalls zu einem finalen Produkt.

Hinweis: Dieses Verfahren ist besonders für Anwendungen im pharmazeutischen oder analytischen Bereich geeignet und erfordert spezielles Equipment und fundiertes Fachwissen.



Die erweiterten Verfahren umfassen moderne Technologien wie Ultraschall- und Mikrowellenunterstützung sowie alternative Ansätze wie die Trockeneis-Extraktion, die alle unterschiedliche Vor- und Nachteile hinsichtlich Ausbeute, Sicherheit und erforderlicher Ausrüstung aufweisen. Die detaillierte Vorgehensweise bei jedem Verfahren – von der Materialvorbereitung über die Extraktionsphase bis hin zu Reinigung und Nachverarbeitung – verdeutlicht, wie wichtig präzise Kontrolle, Temperaturmanagement und Sicherheitsmaßnahmen sind.


 
 
 

Comments


bottom of page